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Der jüdische KZ-Friedhof befindet sich in einem Waldstück in unmittelbarer Nähe zu dem ehemaligen KZ-Gelände. Über Jahrzehnte hinweg war es der einzige Ort in Utting, der an das Schicksal der jüdischen KZ-Häftlinge erinnerte.
von Susanne Maslanka, Sophie Rathke und Theresa Weiß

Anlegung des Friedhofs
Der jüdische KZ-Friedhof in Utting wurde unmittelbar nach Kriegsende von Überlebenden für ihre ermordeten Freunde und Verwandten angelegt. Verschiedene Grabsteine mit hebräischen Inschriften für einzelne Personen wurden aufgestellt. Zudem wurde ein gemeinsamer Grabstein für alle Opfer als Mahnmal errichtet, mit Inschriften in deutscher und hebräischer Sprache.

Der Friedhof befindet sich auf dem Gebiet, wo die durch Zwangsarbeit vernichteten Menschen während des Bestehens des KZs begraben wurden. Der tatsächliche Standort der Gräber der einzelnen Toten ist nicht bekannt. Insgesamt wurden 29 Menschen dort bestattet, davon 28 Männer und eine Frau. Da Lagerberichte oder standesamtliche Unterlagen fehlten, wurden die Überreste als „unbekannte KZ-Tote“ registriert. Dennoch tragen die Grab- und Gedenksteine auf dem Friedhof die Namen der Opfer, da sie von den Überlebenden des Lagers oder den Verwandten der Opfer angebracht wurden. In einem 2011 erschienenen Band über die KZ-Friedhöfe in Bayern werden als Todesopfer jedoch noch immer „unbekannte KZ-Tote“ für Utting geführt.1
In den 1980er Jahren kam es zu kleinen Veränderungen auf dem Friedhofsgelände: 1985 veranlasste der Sohn von Joseph Reich die Anbringung einer Gedenktafel für seinen im Lager Kaufering X ermordeten Vater.2 1987 wurden die sterblichen Überreste von Herrn Katriel Brum, einem auf dem Gelände begrabenen Rabbiner, auf Bitte seines Bruders nach Israel überführt und dort begraben. 3
Kontroverse um den Zugang zum Friedhof

Nach Errichtung einer Wohnsiedlung, der sogenannten „Schönbachsiedlung“, ab Mitte der 1950er Jahre auf dem Gelände des ehemaligen KZs war der Friedhof nur noch über das Gelände eines Schrottplatzes zugänglich, dessen Besitzer das Gelände 1956 gepachtet hatte. Viele Besucher_innen des jüdischen KZ-Friedhofs empfanden die Nähe des Schrottplatzes zum Friedhof als pietätslos und beschwerten sich bei den zuständigen Stellen. Der Konflikt spitzte sich in den 1960er Jahren so sehr zu, dass der Besitzer des Schrottplatzes den Zugang zum Friedhof über sein Gelände verbot. Daraufhin wurde von der Gemeinde zögerlich ein neuer Weg angelegt.4 Auch heute befindet sich der Wertstoffhof noch in unmittelbarer Nähe zum Friedhof, es wurden aber inzwischen andere Zugangswege geschaffen.
Aufstellung des Mahnmals von Solly Ganor
Während eines Aufenthalts in Utting im Jahre 2000 fertigte der Überlebende Solly Ganor gemeinsam mit dem Künstler Bernd Dudek ein Mahnmal an. Die Betonskulptur zeigt einen stilisierten KZ-Häftling, der Häftlingskleidung mit dem Abzeichen „Jud“ und dem Davidstern trägt. Dies mussten alle jüdischen Häftlinge tragen.
Im Zuge der Insolvenz des Künstlers Dudek kam das Kunstwerk in den Besitz eines Uttinger Bürgers, der Ganors Mahmal gerne im Seepark gesehen hätte. Es entwickelte sich eine öffentliche Debatte um einen angemessenen Platz für das Mahnmal. Nach Absprache mit Überlebenden wurde das Mahnmal 2012 aber auf dem jüdischen KZ-Friedhof aufgestellt, da sie den Friedhof für den geeignetsten Ort hielten.



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- Werner, Constanze: Bayern. Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen: KZ-Friedhöfe und -Gedenkstätten in Bayern, Regensburg 2011, S.97 – 99. ↩
- Archiv der Bayrischen Gedenkstättenstiftung, München; Akten zum KZ-Friedhof Utting, Akte Nr. 150/85. ↩
- Archiv der Bayrischen Gedenkstättenstiftung, München; Akten zum KZ-Friedhof Utting, Akte Nr. 68-1838/88-Ib sowie Akte Nr. 9994/87. ↩
- Archiv der Bayrischen Gedenkstättenstiftung, München; Akten zum KZ-Friedhof Utting, Akte Nr. 12187/61, Akte Nr. 12 187-IId, Akte Nr. 4518/61, Akte Nr. 2827/72 sowie Akte Nr. 2827/72-IId. ↩
- Anschlussnutzung
- Kaufering
- Kriegsflüchtlinge
- KZ-Friedhof
- München
- Todesmarschmahnmal
- Utting
- Wachmannschaft
- Zwangsarbeit