- Was kann man heute noch auf dem Gebiet des KZs Kaufering X sehen?
- Entwicklungen der Erinnerungsarbeit in Utting
- Das KZ in Utting: Kontaktmomente zwischen Dorfbewohner_innen und KZ-Häftlingen
- Die Häftlinge in Utting und ihre Leidenswege
- Utting: Das Dachauer KZ-Außenlager X
Erst 2011 wurde auf dem ehemaligen Werksgelände der Firma Dyckerhoff und Widmann ein Mahnmal für die Opfer des KZs in Utting errichtet. Dort mussten die KZ-Häftlinge zwischen Sommer 1944 bis April 1945 Zwangsarbeit verrichten. Das Mahmal wurde von der Gemeinde Utting in Auftrag gegeben und finanziert.
von Susanne Maslanka, Sophie Rathke und Theresa Weiß
Der Standort des Mahnmals für die Opfer des Kauferinger Außenlagers X in Utting befindet sich an dem Ort, an dem die KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten. Der Arbeitseinsatz fand meist auf dem Fabrikgelände der Firma Dyckerhoff und Widmann statt, das von den Häftlingen teilweise selbst aufgebaut werden musste. Nach dem Krieg wurde die Fabrik noch bis 1997 betrieben. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Gedenktafeln oder Informationen über die Opfer und ihr Leiden auf dem Gelände.1

Nachdem der Betrieb eingestellt wurde, zog der Künstler Bernd Dudek mit seinem Atelier in eine der Werkshallen ein und setzte sich dafür ein, Teile der Hallen als Erinnerungsorte zu bewahren.2
Dies wollte die Gemeinde verhindern, da auf dem ehemaligen Werksgelände ein Neubaugebiet errichtet werden sollte.
Anschlussnutzung: Neubaugebiet
Im Uttinger Gemeinderat war man sich in den späten 1990er Jahren einig, dass an das Leiden der Gefangenen und die Todesopfer des KZs erinnert werden müsse. Dafür setzten sich auch Überlebende wie Abba Naor und Solly Ganor ein. 2002 hat sich die Gemeinde Utting gegenüber Überlebenden und dem Petitionsausschuss des Bayerischen Landtages verpflichtet, nach der Bebauung des Neubaugebietes ein Mahnmal zu errichten. Im Gegenzug sprachen sich Überlebende gegen die Erhaltung der Werkshallen als Erinnerungsort aus, da sich das Werksgelände seit ihrer Zeit des Leidens dort stark verändert hatte und die Hallen während ihrer Leidenszeit in den Jahren 1944 bis 1945 so noch nicht existierten.3
Nun war der Weg frei für die Ausschreibung des Geländes als Wohngebiet mit dem Namen „Seepark“. Die Bebauung des Geländes begann 2008.
Im Sommer 2009 wurde der emeritierte Professor der Akademie der Bildenden Künste Franz Bernhard Weißhaar beauftragt, einen Ort des Gedenkens auf dem ehemaligen Werksgelände zu gestalten. Das Mahnmal wurde im November 2011 in Anwesenheit des Überlebenden Abba Naor enthüllt.
Symbolik des Mahnmals
Franz Bernhard Weißhaar ist spezialisiert auf christliche und sakrale Kunst. Das von ihm geschaffene Mahnmal in Utting hat einen sehr religiösen Charakter. Es stellt abstrakt eine Geschichte aus dem zweiten Buch Mose der Thora dar, die davon erzählt, wie das jüdische Volk in Bedrängnis geraten war und sich mit JHWHs Hilfe retten konnte: Die drei Stelen symbolisieren Moses, Aaron und Hur, wobei die größere Stele Moses darstellen soll. Er wird von den beiden anderen im Gebet gestützt: Moses betet zu JHWH, dass dieser die Israeliten im Kampf gegen das Amalekiterheer unterstützten möge, damit das auserwählte Volk seine Reise fortsetzen könne. Die zwölf Tafeln auf dem Boden um die Stelen herum deuten die zwölf Stämme Israels an.
An der größten Stele wurden an den gegenüberliegenden Seiten zwei Tafeln mit einem Gedenktext angebracht. Auf der einen Seite findet man einen deutschen, auf der anderen Seite einen hebräischen Text. Auf Deutsch ist Folgendes zu lesen:
Hier auf dem ehemaligen Gelände der Firma Dyckerhoff und Widmann wurden zwischen Juli 1944 und April 1945 im Lager X des Komplexes Landsberg/Kaufering, Aussenlager von Dachau, jüdische Häftlinge nach der Devise „Vernichtung durch Arbeit“ zu unmenschlicher, todbringender Schwerstarbeit gezwungen.
Der hebräische Text wurde von Franz Bernhard Weißhaar in Abstimmung mit einem Rabbiner und Überlebenden verfasst und hat denselben Inhalt.
Sitzbänke laden an dem Erinnerungsort zum Verweilen und Nachdenken ein. Die geographische Ausrichtung des Mahnmales hat auch eine Bedeutung. Die Betrachtenden, die die hebräische Gedenktafel lesen, blicken in Richtung Jerusalem.4
- Gespräche mit Anwohner_innen, 25. April 2015, 26. April 2015 und 08. Mai 2015, Utting. ↩
- Interview mit Josef Lutzenberger (Grün-Alternative Liste), Bürgermeister der Gemeinde Utting, 08. April 2015, Utting. ↩
- Interview mit Josef Lutzenberger (Grün-Alternative Liste), Bürgermeister der Gemeinde Utting, 08. April 2015, Utting. ↩
- Interview mit Franz Bernhard Weißhaar, 25. April 2015, Landsberg a. Lech. ↩
- Anschlussnutzung
- Kaufering
- Kriegsflüchtlinge
- KZ-Friedhof
- München
- Todesmarschmahnmal
- Utting
- Wachmannschaft
- Zwangsarbeit